..... Schon oben waren wir einem Nähmaschinenfabrikanten begegnet, welcher keck und kühn Howe's Ideen benutzte, einem Manne, der in die Kategorie von Hall (Horace Hall - Flachsspinnmaschine), Arkwright (Richard Arkwright, * 23. Juni 1732, † 03. August 1792 - Spinnmaschinen) und Konsorten gehört, die alle mit imponierender Frechheit unter dem angenommenen Schein, als wären sie die Originalerfinder, vorhandene Ideen auszubeuten, zu kombinieren verstanden, mit bedeutendem Handelsgeiste und praktisch schlauem Verstande ausgerüstet, schnell ihre Komposition zur Geltung brachten und den bedeutendsten Reichtum dadurch erzielten. Dieser Mann ist
Ausführung der Maschine sauber und sorgfältig genug in den Bewegungsteilen und den Mechanismen bewirkt und so kam es, daß dies erste Modell trefflich arbeitete und weit weniger treibende Kraft erforderte als Howe's damalige Maschinen. Singer benutzte auch diesen Zufall, der ihn über die ferner einzuhaltende Richtung der
Fabrikation bezüglich der Dimensionen belehrte. Er begab sich nun in das Gewoge des Handels. Durch mächtige Reklame in den Blättern, durch Maueranschläge, durch Schaustellungen, durch Reisen und ruhmrednischere Vorträge und Anpreisungen wußte er sehr bald seine Maschinen in den Vereinigten Staaten bekannt zu
machen. In dem Franzosen Callebaut aus Paris fand er einen Bundesgenossen, der den Kontinent mit Singerschen Maschinen versorgte und dies so gut verstand, daß man in England, Deutschland und Frankreich den Namen Singer früher kennen lernte, als den Namen Howe und daß in mehreren Schriften jener Zeit aus dieser Veranlassung
Singer als Erfinder der Nähmaschine genannt ward. Die Aufträge auf seine Maschinen liefen bei Singer so schnell und so zahlreich ein, daß die kleine Werkstatt des Orson C. Phelps bald nicht mehr genügte und Singer von Boston nach New York übersiedelte, wo er in der Nähe des Hafendepots ein mächtiges
Fabrikgebäude errichtete. Aber schon nach einem Jahr zeigte sich auch dieses Etablissement zu klein und mußte wesentlich vergrößert werden. Da trat Howe auf und protestierte gegen die Fabrikation Singers. Wir haben schon gesehen, welchen Ausgang dieser Prozess nahm, trotzdem Singer mit einer Unermüdlichkeit und
Ausdauer, die einer redlicheren Sache würdig gewesen wäre, alles in Bewegung setzte, was irgend für ihn und seine Fabrikation günstig sprechen konnte. Um so bedeutender und überzeugender mußte der richterliche, verdammende Entscheid zu Gunsten der Howeschen Maschinen wirken. Kaum war Singer dem Erfinder
Elias Howe jun. tributpflichtig, als auch die Nähmaschinenfabrikanten Wheeler & Wilson und Grover & Baker gegen ihn auftraten. Beide Firmen hatten kurz zuvor mit Howe Prozess geführt und zwar gerechtfertigter als Singer, da sowohl Wilsons, als Grovers
Verbesserungen originelle Gedanken enthielten. Dennoch wurden auch sie für die Teile, die Aehnlichkeit mit den Details der Howe-Maschinen hatten, dem Erfinder zur Entschädigung verpflichtet. In dem erkauften Recht aber glaubten sie Veranlassung zu haben, gegen den Nachahmer Singer auftreten zu können, da er durch Benutzung jener
Teile ihre Fabrikation wesentlich beeinträchtigte. So entbrannte ein großartiger Prozess 1855 zwischen den beiden genannten Firmen einerseits und Singer andererseits, der mit einer nie dagewesenen Erbitterung und mit allen möglichen Schikanen geführt ward. Die Akten dieses Prozesses schwollen zu Stößen und
Bänden mit Tausenden von Seiten an. Der Prozess ward im Oktober 1856 geendet durch den glücklichen Gedanken Wilson's "anstatt sich untereinander zu bekämpfen, lieber sich zu vereinigen und vereint größere Vorteile aus dieser Fabrikation zu ziehen." Howe trat diesem vernünftigen Beschluss bei und so kam
jene oben bereits berührte Kombination der vier ersten und größten Nähmaschinenfabriken besonders durch Howe's Bereitwilligkeit und Mäßigung zu Stande, die allen vier Fabriken von größten Nutzen wurde.